13.07.2018
Eine neue Studie hat herausgefunden, dass der mumifizierte Mann, der als Ötzi bekannt ist, gerne Steinbock- und Hirschfleisch aß. Frühere Studien berichteten von den Kämpfen des alten Menschen gegen Infektionen, Zahnkaries, Stress und Borreliose.
Ötzi, der Alpenmensch, dessen gut erhaltener mumifizierter Körper zu einer weltweiten Sensation wurde, hatte einen fetten Magen voller Alpensteinböcke, Hirsche und Körner, als er vor etwa 5.300 Jahren starb, so eine neue Studie des in Italien ansässigen Instituts für Mumienstudien.
Ötzi aß das Fleisch wahrscheinlich roh oder gekocht, sagte der Forscher Frank Maixner und fügte hinzu, dass Steinböcke und Hirsche für ihn und seine antiken Zeitgenossen eine regelmäßige Delikatesse waren.
Fett machte auch etwa 50 Prozent von Ötzis Mageninhalt zum Zeitpunkt seines Todes aus. Große Mengen an Fett, so Maixner, gaben den antiken Alpenwanderern die nötige Energie, um über längere Zeit in großen Höhen zu wandern.
Maixner und seine Kollegen haben die Ergebnisse in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.
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Heute ist Ötzis letzte Ruhestätte das Südtiroler Archäologiemuseum. Doch eine Zeit lang war nicht klar, in welches Land die Mumie kommen würde. Nach ihrer Entdeckung am 19. September 1991 erhoben sowohl Österreich als auch Italien Anspruch auf Ötzi. Offizielle Messungen ergaben schließlich, dass er 92,56 Meter hinter der Grenze gefunden wurde – auf der Seite Italiens.
Zunächst war jedoch niemandem klar, welch sensationelle Entdeckung ein Ehepaar aus Bayern auf seiner Wanderung gemacht hatte. Man nahm an, die Leiche gehöre zu einem Touristen, der kurz zuvor erfroren war. Ein Mann behauptete, der tote Unbekannte sei sein Onkel, andere hielten ihn für ein Opfer der biblischen Sintflut. Als die Forscher die Wahrheit herausfanden, war die Archäologenwelt außer sich vor Begeisterung.
Ötzi hatte 61 Tattoos – keine Meerjungfrauen oder Kindernamen, sondern Linien und Kreuze. Der steinzeitliche Tätowierer schnitt Ötzi die Haut auf und füllte die Wunden mit Kohle. Klingt schmerzhaft? Nicht so schlimm wie das hier: Ötzi wurde von einem Pfeil getötet, der ihm von hinten durch die Schulter geschossen wurde, wie Forscher des Archäologiemuseums in Bozen herausgefunden haben.
Durch die Analyse des Mageninhalts konnten die Forscher auch herausfinden, was Ötzi kurz vor seinem Tod gegessen hat. Seine letzte Mahlzeit war reichhaltig und fettig. Sie bestand unter anderem aus einem steinzeitlichen Getreide und Ziegenfleisch.
Ötzi hatte viele gesundheitliche Probleme, die auch heute noch bekannt sind. Er hatte Karies, Borreliose, Flöhe und eine Raucherlunge vom Einatmen des Lagerfeuerrauchs. Darüber hinaus war Ötzi laktoseintolerant und litt an einer Helicobacter-Mageninfektion sowie an Kreislaufproblemen. Wenn der Pfeil ihn nicht getötet hätte, wäre er eher früher als später tot umgefallen.
Im Jahr 2015 wanderten die „Ötzi Walkers“ durch Westdeutschland und warben für eine Steinzeitausstellung. Bei ihrer Kleidung versuchten sie, Ötzis Outfit so nah wie möglich zu kommen. Er trug eine Mütze aus braunem Bärenfell, eine Hose aus Ziegenleder und einen Mantel aus einem Ziegen-Schafsleder-Mix.
Die Gletschermumie war eine einzigartige Entdeckung. Um jedoch mehr Menschen den Zugang zu Ötzi zu ermöglichen, wurde sein Körper im April 2016 kopiert. Mit Hilfe eines 3D-Druckers schufen Forscher in Bozen einen zweiten Ötzi aus Harz, der dann von dem US-amerikanischen Paläo-Künstler Gary Staab mit allen Details des Originals bemalt wurde. Die Kopie ging an das DNA Learning Center des Cold Spring Harbor Laboratory im Bundesstaat New York.
Ötzis Laktoseintoleranz
Touristen fanden Ötzi 1991 eingefroren im Eis in den Ötztaler Alpen. Doch eine Analyse des Magens des Mannes war erst kürzlich möglich, nachdem Forscher 2009 feststellten, dass er sich in einen anderen Teil seines Körpers verlagert hatte.
Vorangegangene Untersuchungen von Ötzis Körper ergaben, dass er laktoseintolerant war und unter einer Infektion, Zahnkaries, Stress und Borreliose litt.
Forscher sagen jedoch, dass Hunger und Krankheit den berühmtesten Eismann der Welt nicht getötet haben. Stattdessen wird angenommen, dass er durch einen Pfeilschuss in die Schulter starb.
amp/rc (dpa)