Eine sehr allgemeine Theorie der elektronischen Struktur von Molekülen wird vorgestellt, und es wird gezeigt, wie bestimmte Ausprägungen dieser Theorie die Hauptquellen der chemischen Bindung darstellen. Eine Methode zur Beschreibung der Eigenschaften eines Atoms in einem bestimmten Molekül wird skizziert.
Besonderes Augenmerk wird dann auf die auf Slater und Pauling zurückgehende Theorie der chemischen Bindung durch Elektronenpaarung gelegt. Es wird gezeigt, wie ein Atom, das an der Bildung von Elektronenpaarbindungen beteiligt ist, als in einem nicht-stationären Zustand befindlich betrachtet werden kann. Dies ist der Van Vleck’sche Valenzzustand. Die Bedeutung des Konzepts des Valenzzustands wird anhand einiger einfacher Moleküle veranschaulicht. So wird beispielsweise die Rolle der Promotionsenergie des Valenzzustands des Sauerstoffatoms in der Thermochemie erläutert: Immer wenn die Annahme der Additivität von Bindungen verwendet wird, müssen die Bindungsenergien auf die Valenzzustände der Atome und nicht auf ihre Grundzustände bezogen werden. Dies ist auch für die Bewertung der Anregungsenergien bestimmter molekularer Zustände wichtig, wie am Beispiel des NH-Radikals gezeigt wird. Es werden Tabellen der Valenzzustände erstellt, die zur Ableitung ihrer Werbeenergien herangezogen werden können. Die Auswirkung der Hybridisierung von Orbitalen auf die Eigenschaften von Atomen in Molekülen wird veranschaulicht. Schließlich wird die Elektronegativitätsskala von Mulliken eingeführt und gezeigt, wie diese ebenfalls von den Energien der atomaren Valenzzustände abhängt.