Die systematische Übersichtsarbeit der Rational Clinical Examination aus dem Jahr 1993 ergab, dass das Castell-Zeichen das empfindlichste körperliche Untersuchungsmanöver zum Nachweis einer Splenomegalie ist, wenn man die Palpation, das Nixon-Zeichen (ein weiteres Perkussionszeichen) und die Perkussion des Traube-Raums vergleicht:
- Sensitivität = 82%
- Spezifität = 83%
Bei asymptomatischen Patienten, bei denen ein sehr geringer klinischer Verdacht auf eine Splenomegalie besteht, ist es aufgrund der unzureichenden Sensitivität der Untersuchung unwahrscheinlich, dass die körperliche Untersuchung allein eine Splenomegalie ausschließt. Wie bei vielen anderen Befunden in der Medizin muss das Castell-Zeichen mit klinischen Befunden kombiniert werden, um eine Splenomegalie auszuschließen. Um einen positiven prädiktiven Wert von über 90 % zu erreichen, muss die Vortestwahrscheinlichkeit 70 % betragen. Grover et al. empfehlen einen klinischen Verdacht auf eine Milzvergrößerung von mehr als 10 % vor der Untersuchung, um die Diagnose einer Splenomegalie durch eine körperliche Untersuchung wirksam auszuschließen. Eine 10 %ige Vortestwahrscheinlichkeit ergibt jedoch nur einen positiven prädiktiven Wert von 35 %.
Um eine vergrößerte Milz auszuschließen, ergibt eine Vortestwahrscheinlichkeit von 30 % oder weniger einen negativen prädiktiven Wert von über 90 % (Berechnung)
Angesichts des Mangels an körperlichen Untersuchungsbefunden zur Beurteilung einer möglichen Splenomegalie ist das Castell-Zeichen das empfindlichste und daher ein gutes Instrument, das in einem Kurs zur körperlichen Diagnose für Fortgeschrittene gelehrt werden sollte. Es hat sich gezeigt, dass das Castell-Zeichen anderen Perkussionszeichen für die Milz sowie der Palpation überlegen ist, die aufgrund der extremen Vergrößerung, die erforderlich ist, um die Milz unterhalb des Rippenrands zu ertasten, wahrscheinlich nicht sinnvoll ist. Das Castell-Zeichen ist daher in einem geeigneten klinischen Szenario ein wichtiger Teil der abdominalen körperlichen Untersuchung.