Hintergrund: Die Erfahrung eines plötzlichen Drangs zu springen, wenn man sich an einem hoch gelegenen Ort befindet, wurde mit Suizidgedanken in Verbindung gebracht; es gibt jedoch nur wenige Daten, die diese Spekulation untermauern. Wir haben diese Erfahrung als Höhenphänomen (HPP) bezeichnet und vorgeschlagen, dass sie auf ein falsch interpretiertes Sicherheitssignal (d. h. einen Überlebensinstinkt) zurückzuführen ist. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Prävalenz des HPP zu ermitteln, den Nachweis zu erbringen, dass das Phänomen nicht nur bei Suizidwilligen auftritt, und die Rolle der Angstsensibilität bei diesem Phänomen zu untersuchen.
Methode: 431 Studenten beantworteten online Fragen zur Häufigkeit der HPP, zu Suizidgedanken, Angstsensibilität, depressiven Symptomen und zur Vorgeschichte von Stimmungsschwankungen.
Ergebnisse: Die HPP wurde in der Allgemeinbevölkerung häufig berichtet, selbst bei Teilnehmern ohne Suizidgedanken in der Vergangenheit. Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Angstsensitivität und der HPP, der durch den Grad der aktuellen Suizidgedanken moderiert wurde. Insbesondere war der Zusammenhang zwischen der Angstsensitivität und dem HPP bei Teilnehmern mit geringen Suizidgedanken stärker ausgeprägt.
Einschränkungen: Das Querschnittsdesign der Studie schränkt die Aussagekraft der Schlussfolgerungen ein.
Schlussfolgerungen: Die HPP wird sowohl von Suizidwilligen als auch von Nicht-Suizidwilligen häufig erlebt. Personen, die von diesem Phänomen berichten, sind also nicht zwangsläufig suizidgefährdet; vielmehr kann das Erleben von HPP ihre Sensibilität für innere Hinweise widerspiegeln und ihren Lebenswillen tatsächlich bestätigen.