Die pleistozäne Fauna Siziliens umfasst zwei endemische Elefantentaxa unterschiedlicher Körpergröße: den Zwergpaläoloxodon falconeri und den mittelgroßen Paläoloxodon mnaidriensis. P. mnaidriensis ist das jüngere der beiden Elefantentaxa und kommt in Faunenansammlungen vor, die aus dem späten Mittel- bis Spätpleistozän stammen. In dieser Arbeit wird eine systematische und morphometrische Studie von P. mnaidriensis vorgestellt, die auf Material aus der spätmittelpleistozänen Puntali-Höhle (Carini) basiert, die das größte und am besten erhaltene Exemplar dieses Taxons darstellt.
Die morphologische Revision unterstützt die Hypothese, dass P. mnaidriensis aus Sizilien in der Tat eine eigenständige Art in Bezug auf Palaeoloxodon antiquus vom Festland ist und nicht nur eine kleinere Inselform von letzterem. P. mnaidriensis aus der Puntali-Höhle hat eine mittlere geschätzte Schulterhöhe von etwa 1,8 m und ein mittleres Körpergewicht von etwa 1100 kg, was einer Verringerung der Körpermasse um fast 90 % gegenüber der Stammform entspricht. Die beobachteten morphologischen Unterschiede zwischen P. mnaidriensis und P. antiquus hängen zum Teil mit der Verzwergung zusammen, deuten aber auch auf eine andere ökologische Anpassung der Inselform hin. Die Gruppierung von P. mnaidriensis mit Palaeoloxodon recki atavus, Palaeoloxodon recki recki, Palaeoloxodon naumanni, P. antiquus und Palaeoloxodon namadicus in der monophyletischen Gattung Palaeoloxodon wird durch drei Schädelsynapomorphien unterstützt.