Am 28. März 2011 wurde die Website der New York Times zu einer eingeschränkten Website, bei der der Großteil der Inhalte hinter einer „Bezahlschranke“ geschützt war. Nutzer, die die Grenze von 20 kostenlosen Artikeln pro Monat überschritten, mussten entweder für ein digitales oder ein Print-Abonnement bezahlen. Die Zeitungsbranche hatte in den letzten zehn Jahren unter rückläufigen Einnahmen gelitten, und der Übergang zu den digitalen Medien war schwierig zu bewältigen. Die Einnahmen aus der Online-Werbung reichten nicht aus, um den Verlust der Print-Einnahmen zu kompensieren, und viele Verlage versuchten, den Lesern Inhalte in Rechnung zu stellen – mit gemischtem Erfolg: Während spezialisierte Quellen wie das Wall Street Journal dieses Modell erfolgreich einsetzten, scheiterten mehrere andere allgemeine Nachrichtenseiten. Die Zeitungen und die Autoren von Inhalten im Allgemeinen waren sehr daran interessiert zu erfahren, ob die Umstellung auf die Bezahlschranke bei der beliebtesten Nachrichten-Website erfolgreich sein würde und ob sie als nachhaltiges Geschäftsmodell eine Blaupause für künftigen Erfolg werden könnte. Bei der Festlegung der digitalen Strategie für die Times waren mehrere schwierige Fragen zu prüfen. Würden sich die Verbraucher weiterhin für eine Website interessieren, die durch eine Bezahlschranke geschützt ist? Würden die Werbekunden positiv auf einen solchen Schritt reagieren, der die Leser abschottet? Würden die Leser sowohl die gedruckte als auch die digitale Version der Inhalte zu schätzen wissen, oder wäre es notwendig, neue Inhalte zu schaffen? Die Times hatte bei der Gestaltung der Bezahlschranke mehrere Möglichkeiten, darunter die Festlegung der digitalen Inhalte und der Preise sowie die Frage, wie die Schnittstelle zu den Lesern von sekundären Nachrichtenwebsites wie Blogs, die Links zu Nachrichtenartikeln veröffentlichten, aussehen sollte. Sollte sie eine „undichte“ Bezahlschranke entwerfen, durch die entschlossene Nutzer leicht hindurchschlüpfen konnten, oder eine „kugelsichere“ Bezahlschranke wie bei der Financial Times, bei der die Nutzer zahlen mussten, bevor sie auf Inhalte zugreifen konnten? Welche Entscheidungen würden die Grundlage für ein erfolgreiches Geschäftsmodell bilden?