Rückblick
Die Geschichte Österreichs ist durch eine lange Zeit der Monarchie, insbesondere durch die Familie Habsburg, geprägt. Während der österreichisch-ungarischen Monarchie (ab 1867) kam es zum Aufstieg des Bürgertums, es gab Anfänge des Parlamentarismus, Parteien entstanden und 1907 wurde das allgemeine Männerwahlrecht eingeführt (Frauen erhielten in Österreich erst 1918 das Wahlrecht).
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) teilte sich das Reich in einzelne Nationalstaaten, die Erste Republik (1918 – 1938) mit dem Namen Österreich wurde gegründet. Im Jahr 1920 wurde die österreichische Verfassung geschaffen und die ersten Parlamentswahlen wurden abgehalten. Infolgedessen waren die Christlichsoziale Partei, die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschösterreichs und deutschnationale Parteien im Parlament vertreten. Die Regierung wurde von der Christlichsozialen Partei gebildet, die Sozialdemokraten waren in der Opposition. Nach einer zunehmenden Verhärtung der politischen Ansichten zwischen den christlich-sozialen Politikern und der sozialdemokratischen Partei wurde 1934 unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das demokratische Gefüge zu einem Staat mit autoritären Strukturen umgestaltet: Die Regierung erhielt die absolute Macht und nur eine Partei war zugelassen, die Vaterländische Front. Diese Staatsform konnte sich jedoch unter dem Druck des aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich nicht halten. Trotz der Versuche, Österreichs Unabhängigkeit zu garantieren, wurde das Land am 12. März 1938 an Hitler-Deutschland angeschlossen. Einen Monat später bestätigte eine Volksabstimmung – von den Nationalsozialisten mit Druck auf die Bevölkerung durchgeführt – diese Tatsache mit überwältigender Mehrheit.
Die Zweite Republik
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Verfassung von 1920 wieder eingeführt und Österreich erhielt seine Grenzen von vor 1938 zurück. Bereits 1945 gab es freie Parlamentswahlen, aus denen die Österreichische Volkspartei (ÖVP), Nachfolgerin der Christlich-Sozialen Partei, als Siegerin hervorging.
Die ersten Jahre der Zweiten Republik waren vom Wiederaufbau geprägt. Bis 1955 wurde das Land von den vier alliierten Besatzungsmächten (Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion, Vereinigte Staaten) in Zusammenarbeit mit der Regierung regiert. Mit dem 1955 unterzeichneten Staatsvertrag erlangte Österreich seine staatliche Souveränität zurück und die Besatzungsmächte verließen das Land. In diesem Vertrag verpflichtete sich Österreich zur immerwährenden Neutralität, die auch heute noch in der Verfassung verankert ist. Bis zum Fall der Berliner Mauer 1989 hatte Österreich außenpolitisch eine Brücken- bzw. Pufferfunktion zwischen Westeuropa und den Staaten des Ostblocks.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die österreichische Innenpolitik von den beiden Großparteien ÖVP und SPÖ sowie von den Organen der Sozialpartnerschaft (Kammern, Gewerkschaften) geprägt. Die Einbeziehung der Sozialpartner in politische Entscheidungen führte zu einem breiten Konsens in allen wichtigen sozialpolitischen und wirtschaftlichen Fragen. Dies spiegelte sich einerseits in sehr stabilen Arbeitsbeziehungen wider, andererseits wurde das System als schwerfällig und sogar undemokratisch kritisiert.
Am 7. Juli 1989 beantragte Österreich die Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU). Am 12. Juni 1994 fand eine Volksabstimmung über den Beitritt statt: 66% der österreichischen Wähler stimmten dafür. Österreich trat der EU am 1. Januar 1995 bei (Gesetz über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union – EU-Beitrittsvertrag). In Österreich gilt dies als eines der wichtigsten politischen Ereignisse der Zweiten Republik.
Die gesellschaftspolitischen Veränderungen der 1980er und 1990er Jahre, z.B. durch neue soziale Bewegungen wie die „Friedensbewegung“ und die „Anti-Atom-Bewegung“, führten zu einem lebendigeren Parteiensystem. Neue Parteien, wie die Grünen, das Liberale Forum und die NEOS – Das Neue Österreich, entstanden. Auch die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) konnte seit 1986 ihren Stimmenanteil stetig steigern.
Aktuelle Situation
Bei der letzten Nationalratswahl am 29. September 2019 gaben 75,6 % der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, das sind um 4,4 Prozent weniger als 2017. Die ÖVP erhielt mit 37,5% die meisten Stimmen. Weitere Details finden Sie hier.
ÖVP – Neue Volkspartei (früher: Österreichische Volkspartei) |
37,5 % |
SPÖ – Sozialdemokratische Partei Österreichs |
21,2 % |
FPÖ – Freiheitliche Partei Österreichs |
16,2 % |
Grüne Partei |
13,9 % |
NEOS – Das Neue Österreich und Liberales Forum |
8,1% |