Bei Erwachsenen mit Diabetes mellitus treten Hepatomegalie und Abnormitäten der Leberenzyme als Folge der hepatozellulären Glykogenakkumulation auf, wie sie auch bei Kindern gut beschrieben wurde. In Zeiten der Hyperglykämie gelangt Glukose ungehindert in die Hepatozyten und treibt die Glykogensynthese an, die durch die Verabreichung von Insulin bis zu supraphysiologischen Werten noch verstärkt wird. Die Anhäufung übermäßiger Glykogenmengen in den Hepatozyten ist eine Folge intermittierender Episoden von Hyperglykämie und Hypoglykämie und der Verwendung von übermäßigem Insulin. Die hepatische Glykogenose tritt bei Patienten mit schlecht eingestelltem insulinabhängigem Diabetes Typ I oder Typ II auf. Zu den klinischen Manifestationen dieses Phänomens können Bauchschmerzen und obstruktive Symptome wie frühzeitige Sättigung, Übelkeit und Erbrechen gehören. Über Aszites wurde selten berichtet. Die typischen biochemischen Befunde sind leicht bis mäßig erhöhte Aminotransferasen mit oder ohne leichte Erhöhungen der alkalischen Phosphatase. Die synthetische Leberfunktion ist in der Regel normal. Alle diese Anomalien, einschließlich der Hepatomegalie, sind bei anhaltender euglykämischer Kontrolle leicht reversibel. Die andere Hauptursache für die Hepatomegalie bei Patienten mit Diabetes ist die Steatose. Diese hängt eher mit dem Körperhabitus und der Insulinresistenz als mit der Blutzuckereinstellung zusammen. Die Unterscheidung zwischen Steatose und Glykogenose ist jedoch wichtig: Während die Steatose zu Fibrose und Zirrhose fortschreiten kann, ist dies bei der Glykogenose nicht der Fall, sondern spiegelt die Notwendigkeit einer besseren Diabetikerkontrolle wider. Glykogenose und Steatose lassen sich durch eine Ultraschalluntersuchung nicht zuverlässig unterscheiden. Entscheidend ist jedoch die Histologie. Bei der Glykogenose findet sich, wie bei den primären Glykogenspeicherkrankheiten, überschüssiges Glykogen im Zytoplasma und oft auch im Zellkern der Hepatozyten. Die Hepatozyten erscheinen im gesamten Leberläppchen blass und geschwollen mit klar definierten Zellgrenzen. Die ultrastrukturelle Untersuchung zeigt zytoplasmatisches Glykogen in Klumpen, die die Organellen an die Peripherie der Zelle verdrängen, und eine Steatose ist kaum oder gar nicht vorhanden. Wir haben gezeigt, dass die Hepatomegalie aufgrund von Glykogenose bei Erwachsenen mit Diabetes in jeder Hinsicht dem Zustand ähnelt, der bei Kindern auftritt. Wie bei Kindern sind Leberenzym-Anomalien unzuverlässig bei der Vorhersage des Vorhandenseins oder des Ausmaßes einer Glykogenose. Die hepatische Glykogenose kann in jedem Alter auftreten und sollte daher in die Differentialdiagnose der Hepatomegalie bei allen insulinpflichtigen Diabetikern einbezogen werden.