Ataxieerscheinungen und andere Symptome
Wenn nur eine Seite des Kleinhirns geschädigt ist, manifestieren sich die Ataxiesymptome auf der gleichen Körperseite wie die Schädigung (z. B. verursacht eine Schädigung des rechten Kleinhirns eine rechtsseitige Ataxie). Es gibt viele Arten von Ataxie, und jede beeinträchtigt in einzigartiger Weise die Muskelkoordination. Dysmetrie zum Beispiel ist eine Form der Ataxie, die durch die Unfähigkeit gekennzeichnet ist, eine Bewegung in angemessener Entfernung auszuführen, wie etwa die Berührung der Ferse mit dem Schienbein oder die Berührung eines Fingers mit einem Zielobjekt. Bei solchen Tests schießen Personen mit Dysmetrie unter oder über das gewünschte Ziel hinaus. Personen mit einer Kleinhirnschädigung neigen dazu, bei schnelleren Bewegungen über das Ziel hinauszuschießen und bei langsameren Bewegungen zu unterschreiten, weil sie genau sein wollen. Bei der Dysdiadochokinese handelt es sich um die Unfähigkeit, schnelle wechselnde Muskelbewegungen auszuführen, wie sie beispielsweise beim Klopfen mit dem Fuß erforderlich sind. Dieser Zustand scheint auf eine abnorme Kontrolle der entgegengesetzten Muskeln zurückzuführen zu sein. Asynergie bezieht sich auf die Unfähigkeit, die verschiedenen Komponenten einer Bewegung zu einer fließenden Bewegung zu kombinieren. Bei Asynergie wirken die Bewegungen unbeholfen, ruckartig und abnormal. Menschen mit Kleinhirnschäden können auch Anzeichen einer Hypotonie oder eines abnormal verringerten Muskeltonus (z. B. schlaffere Bewegungen) aufweisen. Wenn Hypotonie vorhanden ist, zeigt sie sich nur in der frühen Phase der Kleinhirnkrankheit.
Eine Schädigung des Kleinhirns kann eine Vielzahl anderer Probleme verursachen, darunter abnorme Augenbewegungen wie Nystagmus, eine unwillkürliche Sprungbewegung des Auges. Ein weiterer häufiger Befund ist der Aktionstremor (unwillkürliches Zittern bei jeder Bewegung) oder der Intentionstremor (unwillkürliches Zittern bei zielgerichteten Bewegungen). Bei beiden Formen des Tremors verschwindet das Zittern, wenn sich die Muskeln in Ruhe befinden. Eine Schädigung des Kleinhirns kann auch zu einer Sprachstörung führen, der so genannten Dysarthrie, bei der die Worte undeutlich und schwer verständlich werden. Dysarthrie stellt für Menschen mit Kleinhirnataxie ein großes Problem und eine große Frustration dar, da sie die Kommunikation erschwert. Einige von Dysarthrie betroffene Personen haben auch Schwierigkeiten beim Schlucken.
Die wohl häufigsten und behinderndsten Beeinträchtigungen bei Kleinhirnschäden sind Gleichgewichtsstörungen und Gangataxie. Gleichgewichtsstörungen sind gekennzeichnet durch vermehrtes Schwanken der Körperhaltung, entweder übermäßige oder verminderte Reaktionen auf Störungen, schlechte Kontrolle des Gleichgewichts bei Bewegungen anderer Körperteile und abnorme Schwingungen des Rumpfes (Titubation). Die Gangataxie oder Gehinkoordination wird oft als „betrunkener Gang“ beschrieben, der sich durch eine variable Fußstellung, eine unregelmäßige Fußbewegung, einen verbreiterten Stand, eine schwankende Bewegungsbahn und eine schlechte Gesamtkoordination der Beine auszeichnet. Dadurch wirkt das Gehen eher unbeholfen und instabil.