George Martin war ein großer Produzent, gerade weil er der Produzent der Beatles war. Seine andere große Entdeckung war Amerika, und niemand vergleicht ihn mit Christoph Kolumbus, warum also ihn neben Jerry Wexler oder Timbaland erwähnen? Gelobt sei also Lennon-McCartney, dass diese von Martin produzierte – eigentlich von Martins produzierte; Sohn Giles hat den Vorsitz geführt – Klanglandschaft, die einige hundert Beatles-Songs zu Musik für eine Cirque du Soleil-Extravaganz mit dem Titel The Beatles Love verschmilzt, alles andere als eine überflüssige Ausbeutung ist. In der Tat ist es LOVEly – die auf achtundsiebzig Minuten verlängerte Suite-Seite von Abbey Road.
Die Lieblichkeit kommt zu einem vorhersehbaren Preis an Ausbruchsenergie. Nur sechs Titel, darunter ein von Fans aufgepeppter Live-Ausschnitt von „I Want to Hold Your Hand“, stammen aus der Zeit vor 1966, wobei Rubber Soul auf dreißig Sekunden von „The Word“ reduziert ist. Selbst im späten Katalog betont Martin das Süße, Niedliche und Orchestrale – kein „Yer Blues“, „You Never Give Me Your Money“ oder „Why Don’t We Do It in the Road“. Trivialitäten wie „Being for the Benefit of Mr. Kite“ und „Octopus‘ Garden“ stehen im Vordergrund, während „I Want You (She’s So Heavy)“ kurz ein Chaos andeutet, das zu „Help“-Rufen anregt und von „Blackbird/Yesterday“ schnell wieder korrigiert wird.“
Allerdings machen die meisten von Martins Tricksereien großen Spaß, vom choralen, getwitterten „Because“ bis hin zu einer „While My Guitar Gently Weeps“-Variante, die unverblümter ist als das Original. Die Überleitung von „Revolution“/“Back in the U.S.S.R.“ macht einen leicht tendenziösen politischen Punkt; „Within You Without You“/“Tomorrow Never Knows“ kontrastiert George Harrisons Stil der Spiritualität mit dem von John Lennon. Und immer wartet eine weitere großartige Melodie in den Startlöchern, bereit, Sie in die Höhe zu tragen. Diese Melodien waren nicht alles oder sogar das meiste, was die Beatles der Welt gegeben haben. Aber nur sentimentale Rocker lehnen die apollinische Abgeklärtheit der Spätphase der größten Rock & Roll Band der Welt ab. Zu oft in einem Zeitraum von vierundzwanzig Stunden gespielt (z. B. zweimal), könnte George Martins Vision der weltgrößten Rock & Roll Band einem Menschen Bauchschmerzen bereiten. Aber als Nachspeise hat es durchaus Würze.