Was ist der Medieneffekt?
Der Medieneffekt beschreibt, wie bestimmte Geschichten, die in den Nachrichten oder Medien veröffentlicht werden, aktuelle Preistrends in einer bestimmten Anlageklasse, einem Sektor oder dem Gesamtmarkt beeinflussen und/oder verstärken können. Wenn diese Theorie zutrifft, neigen Anleger oder Kreditnehmer nach dem Lesen einer Schlagzeile oder eines Artikels dazu, sich von den Schlagzeilen beeinflussen zu lassen und schnell auf die Nachrichten zu reagieren.
Der Medieneffekt zeigt sich häufig bei Aktienkursen im Zusammenhang mit Gewinnveränderungen und auf dem Hypothekenmarkt, wenn die Vorauszahlungsraten nach bestimmten Nachrichten über die Wirtschaft stark ansteigen können.
Key Takeaways
- Der Medieneffekt bezieht sich auf den Einfluss, den Schlagzeilen, Nachrichten und soziale Medien auf die Entscheidungsfindung von Anlegern oder Kreditnehmern haben.
- Die Aktienkurse können bei Veröffentlichung einer positiven bzw. negativen Meldung schnell nach oben oder unten gehen, was für Anleger ein Schlagzeilenrisiko darstellt und Daytradern die Möglichkeit bietet, kurzfristige Gewinne zu erzielen.
- Auf den Kreditmärkten reagieren Kreditnehmer auf Schlagzeilen über die Wirtschaftstätigkeit und Zinsänderungen, wodurch sich das Vorauszahlungs- und Refinanzierungsverhalten ändert.
Der Medieneffekt erklärt
Der Medieneffekt legt nahe, dass Geschichten in den Medien dem Geschäft eines Unternehmens und seinem Aktienkurs helfen oder schaden. Mit dem 24-Stunden-Nachrichtenzyklus und der Verstärkung durch die sozialen Medien ist kein Unternehmen vor dem Risiko von Schlagzeilen sicher. Die Nachrichten über die Nuklearkrise in Fukushima im Jahr 2011 haben beispielsweise Aktien von australischen Uranbergbauunternehmen bis hin zu US-amerikanischen Kernkraftwerksbetreibern abgestraft, obwohl sie weit vom eigentlichen Unfall entfernt waren. Schlagzeilen über Gewinne, rechtliche und behördliche Maßnahmen oder Insideraktivitäten können sich schnell auf den Aktienkurs eines Unternehmens auswirken.
Der Medieneffekt wirkt sich auch auf die Kreditmärkte aus. Einige Wirtschaftswissenschaftler führen den Anstieg der Zahl der refinanzierten Hypotheken in Niedrigzinsphasen auf Schlagzeilen zurück, in denen über sinkende Zinssätze und deren Auswirkungen auf die Hypothekenkosten berichtet wird. Diejenigen, die diese Artikel lesen, werden wahrscheinlich die Vorfälligkeitsraten ihrer Hypotheken erhöhen und entsprechend refinanzieren. Anleger, die diese Trends ebenfalls beobachten, könnten auf der Grundlage der sofortigen Veröffentlichung der Nachrichten Positionen eingehen und den Anstieg der Refinanzierungen vorwegnehmen.
Zu den beliebten Nachrichtendiensten, die von vielen Anlegern beobachtet werden, gehören Barron’s, das Wall Street Journal, die New York Times, Bloomberg, Seeking Alpha, Quartz und andere.
Der Medieneffekt und die Handelsstrategie
Viele Fundamentalanleger verbringen viel Zeit mit Recherchen und Debatten darüber, ob sie eine Position in einem bestimmten Wertpapier eingehen sollen oder nicht. Hier steht der Medieneffekt in engerem Zusammenhang mit kurzfristigen Handelsstrategien. Anstatt ein bestimmtes Unternehmen oder eine bestimmte Anlageklasse über einen längeren Zeitraum zu kaufen und zu halten, könnten Anleger, die sich an den Medieneffekt halten, ein bestimmtes Wertpapier innerhalb eines Tages oder einer Woche kaufen und verkaufen. Wenn z. B. das Wall Street Journal im Vorfeld der Gewinnzahlen eines bekannten Unternehmens wie Tesla (TSLA) oder vor der Einführung eines neuen Technologie-Updates einen negativen Bericht veröffentlicht, könnten Anleger TSLA-Aktien leerverkaufen.
Beim Leerverkaufen werden Aktien des Unternehmens von einem Broker geliehen und sofort zum aktuellen Marktpreis verkauft. Die Erlöse aus diesem Verkauf werden dem Margenkonto des Leerverkäufers gutgeschrieben. Zu einem späteren Zeitpunkt deckt der Leerverkäufer dann die Short-Position durch einen Kauf auf dem Markt und zahlt die geliehenen Aktien an den Makler zurück. Die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Kaufpreis stellt den Gewinn oder Verlust des Leerverkäufers dar.
Angenommen, TSLA wird zu einem Kurs von 300 $ pro Aktie gehandelt, und ein Anleger glaubt, dass der Kurs in naher Zukunft fallen wird, da der Wettbewerb zugenommen hat. Der Anleger kann sich Aktien von einem Broker „leihen“ und sie zum aktuellen Preis verkaufen. Wenn ein Konkurrent ein ähnliches energieeffizientes Automodell auf den Markt bringt und der Preis von TSLA wie vorhergesagt auf 290 $ fällt, kann er die Aktien zurückkaufen und sie seinem Makler mit einem Gewinn von 10 $/Aktie zurückgeben.