M Napolitano, M Venturelli, E Molinaro, A Toss
Abteilung für Onkologie und Hämatologie, Universitätsklinik Modena, Modena, Italien
Abstract: Das NUT-Mittellinienkarzinom (NMC) ist ein seltener und aggressiver Subtyp des Plattenepithelkarzinoms, der typischerweise von supradiaphragmatischen Strukturen der Mittellinie ausgeht, häufig im Kopf- und Halsbereich. NMC wird genetisch durch ein chromosomales Rearrangement verursacht, an dem das NUT-Gen beteiligt ist, das Onkoproteine bildet, die als wichtige pathogene Triebkräfte der Zelltransformation gelten. Die Diagnose von NMC wurde durch die Verfügbarkeit eines kommerziellen Antikörpers gegen NUT erheblich erleichtert und kann durch eine positive immunhistochemische Färbung des Zellkerns gestellt werden. Obwohl es sich bei NMC nach wie vor um eine unterschätzte bösartige Erkrankung handelt, scheint in den letzten Jahren das Bewusstsein für die Krankheit und die Häufigkeit der Diagnose bei Erwachsenen zuzunehmen. Bislang gibt es keine Standardbehandlung für NMC im Kopf- und Halsbereich, und in der klinischen Praxis wird derzeit ein multimodaler Ansatz mit systemischer Chemotherapie, Operation und Strahlentherapie verfolgt. In jüngster Zeit haben sich BET-Inhibitoren und Histon-Deacetylase-Inhibitoren als zwei vielversprechende Klassen zielgerichteter Wirkstoffe herauskristallisiert, die derzeit in klinischen Studien für Erwachsene mit NMK im Kopf-Hals-Bereich untersucht werden. Gleichzeitig haben Kombinationsansätze und neuartige zielgerichtete Wirkstoffe, wie BET-Inhibitoren der nächsten Generation und CDK9-Inhibitoren, präklinische Aktivität gezeigt. Die vorliegende Übersichtsarbeit befasst sich mit den klinisch-pathologischen Merkmalen von NMK im Kopf- und Halsbereich und stellt den aktuellen Stand der Wissenschaft in Bezug auf Diagnose, Prognose und Behandlung dieser seltenen, aber tödlichen Erkrankung dar.
Schlüsselwörter: NUT-Midline-Karzinom, Kopf und Hals, BRD4-NUT, BET-Inhibitoren, Histon-Deacetylase-Inhibitoren