Symbole helfen uns, das, was nicht greifbar ist, greifbar zu machen. Und der einzige Grund, warum Symbole eine Bedeutung haben, ist, dass wir ihnen eine Bedeutung geben. Diese Bedeutung lebt in unseren Köpfen, nicht in dem Gegenstand selbst. Nur wenn der Zweck, die Ursache oder die Überzeugung klar ist, kann das Symbol über große Macht verfügen (Sinek, 2009, S. 160)
Wie dieses Zitat von Sinek andeutet, werden Symbole (z. B. Alphabete, Flaggen, Icons) von Menschen geschaffen. Daher spiegelt die „Bedeutung“ der Symbole in der Regel die Absichten oder Zwecke wider, die ihrer Schaffung zugrunde liegen. So kann beispielsweise die Flagge eines Landes als Symbol die abstrakten Grundsätze repräsentieren, auf denen das Land gegründet ist (z. B. Freiheit und Freiheit für alle). Es wäre jedoch ein Fehler, daraus zu schließen (wie es viele Kognitionswissenschaftler getan haben), dass alle „Bedeutung“ in unseren Köpfen lebt. Symbole mögen zwar eine Schöpfung des Menschen sein – Bedeutung ist es NICHT.
Lassen Sie mich dies noch einmal betonen:
Bedeutung ist KEIN Produkt des Verstandes!
Wie das triadische Modell eines semiotischen Systems, das in der Abbildung unten dargestellt ist, unterstreicht, entsteht Bedeutung durch die funktionale Kopplung zwischen Akteuren und Situationen. Wie Rasmussen (1986) betont hat, umfasst diese Kopplung nicht nur Symbole, sondern auch Zeichen und Signale.
Zeichen (wie von Rasmussen verwendet) unterscheiden sich von „Symbolen“ dadurch, dass sie auf sozialen Konventionen beruhen. So hat die Wahl einer Farbe, die für sicher oder gefährlich steht, oder eines Symbols, das für „Speichern“ oder „Löschen“ steht, ihren Ursprung im Kopf eines Designers. Irgendwann wählte jemand „rot“ als Symbol für „Gefahr“ oder ein „Disketten“-Bild als Symbol für „Speichern“. Mit der Zeit kann sich diese „Wahl“ des Designers jedoch als soziale Konvention etablieren. An diesem Punkt ist die Bedeutung der Farbe oder des Symbols nicht mehr willkürlich. Sie liegt nicht mehr im Kopf des einzelnen Betrachters. Sie hat eine Verankerung in der sozialen Welt – sie ist als soziale Konvention oder als kulturelle Erwartung etabliert. Menschen außerhalb der Kultur mögen die korrekte Bedeutung nicht „aufschnappen“, aber die Bedeutung ist nicht willkürlich.
Rasmussen benutzte den Begriff „Zeichen“, um diese Rolle in einem semiotischen System von der von „Symbolen“ zu unterscheiden, deren Bedeutung von einem Beobachter interpretiert werden kann. Die Bedeutung eines Zeichens liegt nicht im Kopf eines Beobachters, für ein Zeichen ist die Bedeutung durch a priori Regeln (soziale oder kulturelle Konventionen) festgelegt.
Für ein Zeichen ist die Bedeutung durch a priori Regeln (soziale oder kulturelle Konventionen) festgelegt.
Signale (wie von Rasmussen verwendet) unterscheiden sich sowohl von ‚Symbolen‘ als auch von ‚Zeichen‘ dadurch, dass sie direkt in der Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung mit der Welt begründet sind. Die Informationsgrundlagen für das Abbremsen eines Autos, um einen möglichen Zusammenstoß zu vermeiden, oder für das Fangen eines Flugballs oder für das Steuern eines Flugzeugs zu einer sicheren Landung auf einer Landebahn befinden sich also NICHT in unserem Verstand! So liefern beispielsweise Strukturen in optischen Flussfeldern (z. B. Winkel, Winkelgeschwindigkeit, Tau, Horizontverhältnis) die Zustandsinformationen, die es dem Menschen ermöglichen, sich geschickt durch die Umwelt zu bewegen. Das optische Flussfeld und die durch die invarianten Strukturen spezifizierten Objekte und Ereignisse befinden sich NICHT im Kopf des Beobachters. Diese Beziehungen sind allen Tieren mit Augen zugänglich und können in automatischen Steuerungssystemen mit optischen Sensoren genutzt werden. Diese Signale sind genauso aussagekräftig wie jedes Symbol oder Zeichen, aber sie sind keine menschlichen Erfindungen. Menschen und andere Tiere können die Bedeutungen dieser Beziehungen durch Interaktion mit der Welt entdecken, und sie können diese Bedeutungen nutzen, um befriedigende Interaktionen mit der Welt zu erreichen (z.B. Kollisionen vermeiden, Bälle fangen, Flugzeuge landen), aber der Mensch „erschafft“ die Bedeutung in diesen Fällen nicht.
Die Bedeutung eines Signals ergibt sich ganz natürlich aus der Kopplung von Wahrnehmung und Handlung in einem triadischen semiotischen System. Sie ist keine Erfindung des Verstandes, aber sie kann von einem Verstand entdeckt werden.
In der Kognitionswissenschaft wurde oft darüber debattiert, ob der Mensch ein „Symbolverarbeiter“ ist, so dass Bedeutung durch mentale Berechnungen konstruiert wird, oder ob der Mensch zu „direkter Wahrnehmung“ fähig ist, so dass Bedeutung durch Interaktion mit der Ökologie „aufgesammelt“ wird. Die eine Seite sieht die Bedeutung ausschließlich im Verstand und ignoriert oder minimiert zumindest die Rolle der Struktur in der Ökologie. Die andere Seite verortet die Bedeutung in der Ökologie und minimiert die kreativen Berechnungskräfte des Geistes.
Dieses Entweder-Oder der Frage hat sich als Hindernis für den Fortschritt in der Kognitionswissenschaft erwiesen. Die Erkenntnis, dass die Wahrnehmungs- und Handlungsschleife durch Symbole, Zeichen und Signale geschlossen werden kann, öffnet den Weg zu einem Sowohl-als-auch-Ansatz mit dem Versprechen eines tieferen Verständnisses der menschlichen Kognition.
Die Erkenntnis, dass die Wahrnehmungs- und Handlungsschleife durch Symbole, Zeichen und Signale geschlossen werden kann, öffnet den Weg zu einem Sowohl-als-auch-Ansatz mit dem Versprechen eines tieferen Verständnisses der menschlichen Kognition.