Die beste Behandlung für leichte, selbst begrenzte Verstopfung (Säuglingsdyschezie) kann in der Beobachtung und der Aufklärung der Eltern über ihre Gutartigkeit bestehen. (Empfehlungsgrad: D, Expertenmeinung.) Bei behandlungsbedürftigen Fällen gibt es begrenzte Hinweise darauf, dass eine 2-wöchige Gabe von 2 % oder 4 %iger Lactulose den Stuhlgang und die Stuhlkonsistenz normalisiert. (Empfehlungsgrad: C, einzelne Kohortenstudie.) Es liegen keine Daten über den Nutzen oder Schaden von rektaler Thermometerstimulation, Glycerinzäpfchen, Sorbit oder sorbithaltigen Säften, Gerstenmalzextrakt oder Maissirup vor. Aufgrund der erheblichen Risiken von Natriumphosphateinläufen und Mineralölkonsum ist deren Anwendung kontraindiziert. (Empfehlungsgrad: D, Fallberichte und Expertenmeinung)
Zusammenfassung der Evidenz
Bei Säuglingen gibt es normale physiologische Schwankungen der Stuhlfrequenz und -konsistenz, die zum Teil durch die Ernährung gemildert werden.1 Funktionelle Defäkationsstörungen im Kindesalter stellen ein Kontinuum dar, das von der Säuglingsdyschezie über die funktionelle Verstopfung bis zur funktionellen Stuhlretention reicht2,3 (Tabelle 1). Die meisten Säuglinge leiden an Dyschezie oder funktioneller Verstopfung. Die Dyschezie des Säuglings, ein selbstbegrenzter Zustand, der mit der unreifen Muskelkoordination zusammenhängt, erfordert lediglich die Beruhigung der Eltern.
Wir fanden keine placebokontrollierten Studien mit osmotischen Laxantien bei Säuglingen. Eine unkontrollierte Studie mit 220 funktionell verstopften Säuglingen, die mit der Flasche gefüttert wurden und jünger als 6 Monate waren, zeigte eine Normalisierung des Stuhlgangs bei 90 % der Säuglinge innerhalb von 2 Wochen nach der Behandlung mit 2 % oder 4 % Lactulose.4 Es gibt keine weiteren Erkenntnisse über den Nutzen oder Schaden von sorbithaltigen Säften, Ballaststoffen, osmotischen Laxantien, Wechsel der Säuglingsnahrung, rektaler Stimulation mit Rektalthermometern oder Glycerinzäpfchen.
Wir fanden keine Studien zu Mineralöl- oder Natriumphosphat-Einläufen bei verstopften Säuglingen. Mineralöl wurde mit einer lipoiden Aspirationspneumonie bei Säuglingen unter 1 Jahr in Verbindung gebracht.5,6 Natriumphosphat-Einläufe bei Kindern unter 2 Jahren wurden mit Elektrolytstörungen, Dehydrierung und Herzstillstand in Verbindung gebracht.7
TABELLE 1
Rom-II-Störungen der funktionellen Defäkation bei Kindern2
Störung, nach Alter | Merkmale |
---|---|
Säuglingsdyschezia (< 6 Monate alt) | 10+ Minuten Strampeln und Schreien vor erfolgreichem Stuhlgang. |
Funktionelle Verstopfung (Säuglingsalter bis Vorschulalter) | 2+ Wochen meist kieselartiger, harter Stuhlgang; oder 2 mal/Woche fester Stuhlgang; und kein Hinweis auf strukturelle, endokrine oder metabolische Erkrankungen. |
Funktionelle fäkale Retention (Säuglingsalter bis 16 Jahre) | 12+ Wochen Stuhlgang mit großem Durchmesser in Intervallen < 2 Mal/Woche; und retentive Körperhaltung, Vermeidung der Defäkation durch gezieltes Anspannen des Beckenbodens, dann der Gesäßmuskeln. |
Empfehlungen von anderen
Die Nordamerikanische Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung empfiehlt Glycerinzäpfchen zur rektalen Disimpaktion bei akut verstopften Säuglingen; sorbithaltige Säfte wie Pflaumen-, Birnen- und Apfelsaft zur Verringerung der Verstopfung; Gerstenmalzextrakt, Maissirup, Laktulose oder Sorbit (osmotische Abführmittel) als Stuhlweichmacher; und Vermeidung von Einläufen, Mineralöl und stimulierenden Abführmitteln aufgrund möglicher unerwünschter Wirkungen8 (Tabelle 2).
TABELLE 2
Empfohlene Maßnahmen bei Verstopfung bei Säuglingen8
Abführmittel | Dosierung | Nebenwirkungen | Kommentar |
---|---|---|---|
Glycerin-Zäpfchen | Standard | Keine berichtet | Für rektale Entleerungen |
Sorbit-enthaltende Säfte | Variable | Keine berichtet | Pflaume, Apfel, Birne |
Gerstenmalzextrakt | 2-10 mL/240 mL Milch oder Saft | Unangenehmer Geruch | Geeignet für Flaschen-Fütterung |
Maissirup | Variabel (hell oder dunkel) | Keine berichtet | Nicht als Quelle von C. Botulinumsporen |
Lactulose (70%ige Lösung) | 1-3 mL/kg pro Tag, geteilte Dosen | Blähungen, Bauchkrämpfe, Hypernatriämie | Langfristig gut verträglich |
Sorbit | 1-3 mg/kg pro Tag, geteilte Dosen | Gleich wie Lactulose | Weniger teuer als Lactulose |