Bis vor kurzem hieß es immer, man könne nicht zu viel Wasser trinken. Jetzt wissen wir es besser. Wie jedes Lebensmittel oder Getränk kann auch Wasser den Körper negativ beeinflussen, wenn es in größeren Mengen als normal getrunken wird. Eine Wasservergiftung kann bei Mengen von mehr als 3 Litern pro Stunde auftreten. Man könnte denken: „Niemand trinkt so viel Wasser“. Es gibt jedoch Beispiele für Situationen, in denen Menschen so viel oder mehr getrunken haben.
Im Jahr 2005 musste ein Student aus den Niederlanden bei einem Schikanespiel jedes Mal ein ganzes Glas Wasser trinken, wenn er eine falsche Antwort gegeben hatte. Leider kannte er viele der geforderten Antworten nicht und war deshalb betrunken. Er erlitt zunächst einen epileptischen Anfall und verlor dann das Bewusstsein. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er nur knapp überlebte.
Früher starben XTC-Konsumenten an einer Wasserintoxikation. Die Einnahme der Droge führt zu Durst, so dass man nach einer durchzechten Nacht große Mengen Wasser trinken kann. XTC führt jedoch auch zu einer Verringerung der Natriumkonzentration im Körper (Hyponatriämie), so dass das Trinken ohne zusätzliche Nahrungsaufnahme schwerwiegende Folgen haben kann. Wenn man gefahrlos große Mengen Wasser trinken möchte, sollte man dies mit dem Verzehr von (salzigen) Speisen kombinieren. Wenn man zu viel trinkt, empfiehlt sich die Einnahme von Salz oder Zucker.
Langstreckenläufer und Radfahrer sind eine Risikogruppe. Sie schwitzen und verlieren dadurch große Mengen an Wasser auf einmal. Der Wasserhaushalt wird durch das Trinken großer Mengen Wasser während der körperlichen Anstrengung wiederhergestellt. Es gibt viele Beispiele von Marathonläufern, die an einer Wasservergiftung gestorben sind. Das Risiko ist in dieser Kategorie besonders hoch, da die Menschen während des Laufens oder Radfahrens nicht essen. Um die Folgen einer Übersättigung mit Wasser zu vermeiden, essen Langstreckenradfahrer vor einem Rennen oft große Teller Spaghetti. Der amerikanische Leichtathletikverband hat inzwischen spezielle Vorschriften für das Trinken bei körperlicher Anstrengung erlassen.
Mechanismus
Der Mechanismus der Wasserintoxikation hängt mit dem osmotischen Druck in den Zellen zusammen. Bei abnehmenden Salzmengen im Blut passen sich die Zellen an, indem sie immer mehr Wasser aufnehmen. In der Folge schwellen die Zellen an. Wenn dadurch große Mengen Wasser ins Gehirn transportiert werden, kann dies äußerst schädlich sein. Die geschwollenen Zellen drücken auf die Nerven, was zu Kopfschmerzen führen kann. Wenn die Zellen die Blutgefäße verschließen, kann dies zu Sauerstoffmangel führen, und der Betroffene verliert das Bewusstsein. Die unmittelbare Ursache für den Tod durch Wasserintoxikation ist häufig ein Hirnödem.