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Überraschung! Die Rechtecke aus durchscheinendem weißem Papier, die häufig für Origami, Kalligraphie, Malerei und andere Bastelarbeiten verwendet und in Kunsthandwerksläden unter dem Namen „Reispapier“ verkauft werden, bestehen gar nicht aus Reis, sondern werden von einem der beiden Sträucher gewonnen.
Wie ist das möglich?
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Die Reispapierpflanze
Ja, es gibt eine Pflanze, die als Reispapierpflanze bekannt ist. Ihr botanischer Name ist Tetrapanax papyrifer und sie ist ein hoher, nicht verzweigter Strauch oder kleiner Baum. Sie sieht dem echten Reis (Oryza sativa), der ein Gras ist, überhaupt nicht ähnlich. Wie kam er dann zu seinem Namen?
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert kamen Bilder aus China nach Europa, die auf ein unbekanntes Papier gemalt waren. Sie erfreuten sich schnell großer Beliebtheit als Wohndekoration. Da die Europäer nichts über das Papier wussten, außer dass es aus China stammte, wo Reis das Hauptgetreide ist, nahmen sie an, dass es aus Reis hergestellt wurde, und begannen, es Reispapier zu nennen.
Als der tatsächliche Ursprung der Pflanze bekannt wurde, war es zu spät, um den allgemeinen Sprachgebrauch zu ändern, und das Papier wird bis heute Reispapier genannt, obwohl Fachleute es von anderen Reispapieren unterscheiden, indem sie es Markpapier nennen, da es aus dem Mark im Inneren der Zweige der Pflanze hergestellt wird.
Die Reispapierpflanze ist eine sehr auffällige Pflanze wegen ihrer riesigen, handförmig gelappten Blätter, die einen Durchmesser von 1 bis 2 Fuß haben (bis zu 3 Fuß bei der Sorte ‚Steroidal Giant‘!). Die Blätter erinnern vage an die einer nahen Verwandten, der Schefflera (Schefflera actinophylla), und in der Tat gehören beide zur Familie der Araliengewächse (Araliaceae), aber sie ähneln noch mehr denen der Rizinuspflanze (Ricinus communis), die in keiner Weise verwandt ist und zu einer ganz anderen Familie, den Euphorbiaceae, gehört.
Die Reispapierpflanze kann als Zimmerpflanze gezüchtet werden, wenn man viel Platz (sie kann leicht 7 m Höhe und 2 m Durchmesser erreichen!) und eine gute Luftfeuchtigkeit hat. Aufgrund ihrer Größe sieht man sie jedoch eher in den Gewächshäusern botanischer Gärten als in Privathäusern. Zumindest sieht man sie in Gewächshäusern in kalten Klimazonen. In wärmeren Klimazonen braucht sie kein Gewächshaus und kann im Freien wachsen.
In den Zonen 9 bis 11 sowie in den wärmeren Teilen der Zone 8 ist sie voll winterhart und kann als Strauch im Freien gezogen werden. In einem solchen Klima sind seine Blätter immergrün und er blüht leicht, indem er endständige Büschel von weißen, flauschigen Blüten bildet. In den kälteren Teilen der Zone 8 überleben die Stämme zwar den Winter, aber sie verlieren ihre Blätter, die im Frühjahr neu austreiben. In den Zonen 6 und 7 verhält sie sich wie ein absterbender Strauch oder, wenn Sie es vorziehen, wie eine riesige Staude, die sowohl Stämme als auch Blätter durch die Kälte verliert, aber jedes Frühjahr aus ihren Wurzeln neu austreibt. Unter solchen Bedingungen blüht sie allerdings nicht.
Wenn Sie das Aussehen und die Geschichte dieser Pflanze anspricht und Sie versuchen möchten, sie anzubauen, seien Sie gewarnt, dass sie ein ziemlicher Strolch ist, der lange vagabundierende Rhizome produziert, die oft weit von der Mutterpflanze entfernt auftauchen. Auch die rötlichen Haare, die die Stängel und die neuen Blätter bedecken, verursachen erhebliche Reizungen, wenn man sie einatmet oder auch nur anfasst. Deshalb wartet man mit dem Rückschnitt in der Regel bis zum Ende des Winters: Dann sind die Haare abgetragen.
Die Reispapierpflanze wächst unter fast allen Bedingungen, bevorzugt aber Sonne bis Halbschatten und gut durchlässige Böden.
Die andere Reispapierpflanze
Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende, denn es gibt noch einen weiteren Strauch oder kleinen Baum, der ebenfalls sogenanntes Reispapier produziert: Broussonetia papyrifera! Er wird meist als Papiermaulbeere bezeichnet und gehört tatsächlich zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae).
Die Geschichte dieser Art von Reispapier ist etwas anders. In das Abendland gelangte es zunächst als Sackmaterial für Reis, so dass der Name „Reispapier“ im Wesentlichen „das Papier zum Verpacken von Reis“ bedeutet. Die Faser wird erst nach einem langen und mühsamen Prozess aus der Rinde des Baumes gewonnen. Dennoch wird diese Pflanze schon seit über 2.000 Jahren zur Herstellung von Papier und Stoffen verwendet und gilt somit als erste Quelle für echtes Papier. Heute ist es ein beliebtes Bastelpapier und wird auch zur Herstellung von Sonnenschirmen und Lampenschirmen verwendet.
Die Papiermaulbeere ist sommergrün und hat ein sehr variables Laub. Die Blätter können ganz und herzförmig sein oder einen bis mehrere Lappen tragen. Oft sieht man verschiedene Blattformen an ein und demselben Zweig.
Trotz seiner kuriosen Blätter gilt die Papiermaulbeere nicht als besonders attraktiv und wird daher nicht oft als Zierpflanze verwendet, obwohl es Kultivare mit limonengelbem Laub (‚Golden Shadow‘) und tief eingeschnittenen Blättern (‚Laciniata‘) gibt, die einen Blick wert sein könnten. Die Pflanze ist in den Zonen 6 oder 7 bis 11 winterhart. Sie ist noch invasiver als die Reispapierpflanze und in mehreren Ländern als invasive Art verboten. In den Vereinigten Staaten gilt sie als Unkraut und hat sich im gesamten Südosten und sogar bis nach New York City ausgebreitet. Außerdem produzieren die männlichen Pflanzen einen Pollen, der schwere Allergien auslösen kann.
So interessant die Papiermaulbeere auch sein mag, sie ist definitiv eine Pflanze, die man sich gut überlegen sollte und die man am besten nicht anpflanzt.
Echtes Reispapier
Endlich gibt es wirklich Reispapier aus Reis: eigentlich aus Reisstärke und Tapioka. Um es von den anderen Reispapieren zu unterscheiden, wird es oft als essbares Reispapier oder Reispapierfolie bezeichnet. Es wird auch unter seinem vietnamesischen Namen bánh tráng verkauft. Sie müssen nicht in den Kunstgewerbeladen gehen, um dieses Papier zu finden: Ihr örtlicher Supermarkt führt es wahrscheinlich, da es häufig für die Herstellung von Frühlings- und Sommerrollen verwendet wird.
Wenn Sie aber wirklich echtes Reispapier probieren wollen, empfehle ich Ihnen, das Etikett Ihrer Reispapierhülle genau zu lesen, denn immer häufiger wird es nicht mehr aus Reis, sondern aus… Kartoffeln hergestellt!
So viel Verwirrung um einen Namen… aber wenigstens kennen Sie jetzt die Geschichte hinter der Verwirrung!